Welche Inhalte der Weiterbildung haben dich besonders inspiriert und helfen dir, Projekte nachhaltiger zu gestalten?
Cédric Flury: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da der Inhalt der Weiterbildung sehr umfangreich war. Die Vorlesungen behandelten die Grundlagen zur Nachhaltigkeit in den Themenbereichen Planung, Beschaffung, Ausführung sowie Betrieb und Unterhalt. Für mich besonders interessant waren dabei die Referate zum Thema Ausführung. Diese behandelten unter Anderem den Einsatz von Flüssigboden - was mir bisher kein Begriff war – und den Stoffkreislauf von Recyclingbeton, mit welchem ich zwar schon vertraut war, aber durch die Vorlesungen mein Wissen durchaus noch erweitern konnte.
Gilt Flüssigboden als besonders nachhaltig?
Cédric Flury: Flüssigboden bezeichnet nicht ein Material oder ein Produkt, sondern ist das Ergebnis eines Verfahrens. Durch dieses Verfahren können die Eigenschaften von Aushubmaterial unter Beigabe von Bentonit, Zement und Wasser so modifiziert werden, dass diese neuen Funktionen, wie zum Beispiel das Verfüllen von Leitungsgräben, übernehmen kann. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Flüssigboden eine sehr ressourcenschonende Massnahme, bei der sowohl Deponiegebühren als auch die Anlieferung neuer Baumaterialien eingespart werden können. Allerdings muss das Aushubmaterial für die Aufbereitung geeignet sein und in ein dafür vorgesehenes Werk und wieder zurück zum Einbauort transportiert werden – ohne Transporte kommen wir leider doch nicht ganz aus. Abschliessend kann aber festgehalten werden, dass Flüssigboden unter geeigneten Bedingungen eine nachhaltige Lösung darstellt.
Du bist neutraler Energieberater des Kantons Solothurn, Impulsberater für erneuerbares Heizen und GEAK Experte. Wie berätst du unsere Kunden in deinen Funktionen?
Olivier Wetterwald: Bei der neutralen Energieberatung wird die wärmetechnische Qualität der Gebäudehülle und Gebäudetechnik beurteilt. Bei der Impulsberatung liegt der Fokus beim Heizungsersatz von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Nach der Erhebung des IST-Zustands erfolgen für den GEAK-Bericht die energetischen Berechnungen im GEAK-Tool. Darin können Sanierungsvarianten für die Reduktion des gesamten Energieverbrauchs abgebildet werden. Gleichzeitig kann eine dynamische Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt werden.
Bei der Impulsberatung findet man dich eher im Keller?
Olivier Wetterwald: Ja, bei der Impulsberatung liegt der Fokus beim Heizungsersatz von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Da befinde ich mich grösstenteils im Heizungskeller.
Im Gegensatz zu den «Kurzberatungen» ist die Bearbeitung eines GEAK/GEAK+ Berichts wesentlich aufwändiger. Analog den Kurzberatungen muss zuerst die gesamte Gebäudehülle und Gebäudetechnik vor Ort beurteilt werden, um den aktuellen Energieverbrauch bzw. Ist-Zustand im GEAK-Tool zu erfassen. Die energetischen Berechnungen im GEAK-Tool basieren analog den Energie- und Minergie-Nachweisen auf der Norm SIA 380/1 (Heizwärmebedarf). Im GEAK-Tool können verschiedene Sanierungsvarianten abgebildet werden. Je nach Massnahme (z.B. Sanierung Fassade und/oder Dach, Ersatz Gasheizung auf Wärmepumpe etc.) wird die Reduktion des Energieverbrauchs für Raumwärme, Warmwasser, Lüftung und Allgemeinstrom abgebildet und parallel dazu eine dynamische Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Somit lassen sich die verschiedenen Sanierungsvarianten aus energetischer und wirtschaftlicher Sicht beurteilen. Hier ist ein intensiver Austausch mit dem Hauseigentümer wichtig, um seine Bedürfnisse zu berücksichtigen und die interessanten Sanierungsvarianten im GEAK+ Bericht abzubilden.
Und wann bist du im Büro anzutreffen?
Olivier Wetterwald: Die Energienachweise bzw. Minergie-Nachweise finden grösstenteils ausschliesslich im Büro statt. Beide Nachweisverfahren beruhen auf der SIA-Norm 380/1. Die SIA-Norm 380/1 berücksichtigt jedoch lediglich die energetische Effizienz der Gebäudehülle ab. Immer wichtiger wird auch die Gebäudetechnik mit effizienten Wärmeaufbereitungs- und Lüftungssystemen sowie die eigene Stromproduktion. Im Rahmen der Energie- bzw. Minergie-Nachweise wird auch die Effizienz des Heizsystems, des Lüftungssystems und der Stromproduktion mit verschiedenen Hilfsmitteln berechnet bzw. vordimensioniert, um den Gesamtenergieverbrauch zu ermitteln.