Was sind die Parallelen zu anderen Projekten?
Roman: Wenn es um Kultur- und Organisationsentwicklungsprojekte geht, erkennen Unternehmen, dass es an der Zeit ist neue Wege einzuschlagen und positive Veränderungen herbeizuführen. Veränderung kamen immer vor, aber die Geschwindigkeit der Veränderungen hat stark zugenommen. Bei Organisations- oder Veränderungsprozessen geht es immer um eine Veränderung des Verhaltens. Es dauert in der Regel drei bis fünf Jahre, bis sich das Verhalten anpasst. Das ist eine Herausforderung und für das Management oft auch ein Dilemma. Die Transformation soll einerseits schnell erfolgen, aber andererseits braucht es Zeit, damit die Führungskräfte und die Mitarbeitenden Vertrauen in diese Veränderung aufbauen können. Das ist der Punkt, mit dem ich in den meisten Projekten konfrontiert werde.
Was bedeutet diese Verhaltensanpassung für ein Unternehmen?
Roman: Oft wird dieser Punkt an bestimmten Generationen festgemacht. Verhaltensanpassung bezieht sich auf den Prozess, bei dem Personen ihr Verhalten an neue Bedingungen oder Anforderungen anpassen. Wir sprechen also von einem dynamischen Prozess, der darauf abzielt, sich an neue Anforderungen anzupassen und auf effektive Weise Veränderungen mitzugestalten. Dies betrifft aber alle Menschen im Unternehmen und nicht nur einzelne Generationen. Rund 48 Prozent der Mitarbeitenden sind froh, wenn sie klare Aufgaben und einen klaren Job erhalten. Sie kommen mit der klassischen Führung am besten zurecht. Sie schätzen eine vorgesetzte Person, die eindeutige Strukturen und Erwartungshaltungen vorgibt. Es existieren diverse Studien, die belegen, dass diese Neigung in allen Alterssegmenten vorkommt.
Aber rund 52 Prozent aller Mitarbeitenden haben heutzutage Lust darauf, im Unternehmen verstärkt mitzuwirken und sich einbringen zu können. Das bedeutet, dass man nicht ein System auf alle Mitarbeitenden anwenden kann. Wir Organisationsentwicklerinnen und -entwickler brauchen Kenntnisse darüber, wie die Mitarbeitenden ticken, welche an einer Mitwirkung interessiert sind und welche ihren Job einfach so gut wie möglich machen möchten. Das ist definitiv keine Wertung. Es ist schlicht ein anderes Berufsverständnis. Die 52 Prozent beziehen sich auf die agile Welt und die New-Work-Welt. Für eine modern eingestellte Unternehmensführung ist es äusserst anspruchsvoll, die richtige Balance zu finden.
 
            
            
              
             